UNESCO-Schule ausgezeichnet als „Schule der Zukunft“
Als preisgekrönte „Schule der Zukunft“ darf sich seit Mittwoch die UNESCO-Schule Kamp-Lintfort bezeichnen. Von der feierlichen Übergabeveranstaltung in Krefeld brachten Kinder und Unterrichtende der Färbergarten-AG eine Urkunde, eine Plakette und eine Fahne für die Schulgemeinde mit. Sehr gerne war auch Schulleiterin Sabine Kliemann mitgefahren, denn nicht allzuoft wird man von Vertretern des Ministeriums für Schule und Bildung NRW so groß und überschwänglich ausgezeichnet. Die UNESCO-Schule wurde neben einem Dutzend anderer Schulen prämiert. Gemeinsam ist all diesen Schulen das außerordentlich intensive Bemühen um eine „Bildung für nachhaltige Entwicklung“.
Die Auszeichnungsfeier für den Regierungsbezirk Düsseldorf fand am 14. September 2022 im Krefelder Ricarda Huch-Gymnasium statt, unter Beteiligung der Ministerien für Schule und Bildung, sowie für Umwelt, Naturschutz und Verkehr. Junge und erwachsene Vertreter der Schulgemeinde der UNESCO-Schule nahmen die Urkunde entgegen; überreicht wurde die Auszeichnungs-Dokument aus der Hand von
- René Jungbluth vom Landesprogramm „Schule der Zukunft“,
- Wulf Bödeker vom Ministerium für Schule und Bildung,
- Marlies Dieckmann vom Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr und
- Kerstin Jensen, der Bürgermeisterin der Stadt Krefeld.
Biologielehrerin Kirsten Matthes hatte die Bewerbung rund um das Thema „Schule der Zukunft“ federführend vorangetrieben. Alle sind stolz darauf, bereits bei der ersten Bewerbung eine Auszeichnung der Stufe 3, also der höchsten Stufe, zu erzielen.
Würdigung als Schule mit „Bildung für nachhaltige Entwicklung“
Gewürdigt wird durch die Preisverleihung der bemerkenswert intensive Einsatz der UNESCO-Schule im Bereich der „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE). Was heißt das konkret? Warum hat die Schule die Auszeichnung verdient? Ein zentraler Grund für die Auszeichnung ist der von der Schulgemeinschaft selbst angelegte Färbergarten. Dieses Garten-Projekt wurde anlässlich der Landesgartenschau 2020 gestartet.
Mit solchen und vergleichbaren Aktivitäten sollen die Heranwachsenden an zukunftsfähiges Denken und Handeln herangeführt werden: So verstehen die Lernenden, die Auswirkungen des eigenen Handelns auf die Welt besser einzuschätzen. Denn nur, was beispielsweise im Frühjahr gesät wird, kann später im Herbst geerntet werden. Und nur, wenn wir die Vielfalt und Verwendungsmöglichkeiten der Pflanzenfarben erkunden, erhalten wir eine Alternative zu gängigen chemischen Farben. Die Schülerinnen und Schüler lernen in solchen Projekten, heute verantwortungsvolle, nachhaltige Entscheidungen für die Zukunft zu treffen.
Die Preisjury prüfte im Sinne solcher Überlegungen mit ganzheitlichem Blick das Schulleben und das Schulprogramm: Kümmert sich die Gesamtschule Kamp-Lintfort wirklich um die Ziele einer Bildung für nachhaltige Entwicklung? Ja, ganz offensichtlich, denn schließlich ist sie auch offiziell eine anerkannte UNESCO-Projekt-Schule.
Präsentation während der Auszeichnungsfeier
Die Kinder der Färbergarten-AG hatten im Rahmen der Auszeichnungsfeier in Krefeld einen Stand aufgebaut, der beispielhaft die Aktivitäten der Schule zeigte: Sie präsentierten die Herstellung von Pflanzenfarben, etwa aus Rotkohl oder Kurkuma. Ben Wencek, Nicolas Friske und Emily Tschöpe erklärten den interessierten Besuchern von anderen Schulen dazu einige Tricks: Sie zeigten, dass man Farben wie von Zauberhand verändern kann, etwa durch das Hinzufügen von Zitronensaft oder Natron. Mit solch einfachen Mitteln kann man eine ganze Farbpalette erstellen und so mit Pinsel und Papier Bilder und Kunstwerke gestalten.
Außerdem verteilten die Schülerinnen und Schüler Flyer, erklärten eine Powerpoint-Präsentation, hatten Fotos und selbstgemalte Bilder aufgehängt. Frau Matthes und Herr Dr. Grütjen erläuterten ergänzend den Info-Aufsteller, mit dem sich die Schule bei solchen Anlässen in der Öffentlichkeit präsentiert.
Victoria Linkert wurde bei ihrem Vortrag von einem freundlichen Gast überrascht: Dieser folgte zunächst aufmerksam ihren Ausführungen. Dann zauberte er mit wenigen gekonnten Pinselstrichen ein wunderschönes Pferd aufs Papier! Wer war das? Der Künstler Peter Reichenbach, Gründer des international agierenden Färbergarten-Netzwerkes „Sevengardens“, hatte es sich nicht nehmen lassen nach Krefeld zu fahren, um persönlich bei der Gruppe der Färbergarten-AG der UNESCO-Schule vorbeizuschauen.
Verortung im Kamp-Lintforter Netzwerk
Seit Beginn des Sevengardens-Netzwerks in Kamp-Lintfort ist die UNESCO-Schule dort mit dem Färbergarten aktives Mitglied. In Kamp-Lintfort hat dieser Zusammenschluss lokaler Einrichtungen in den letzten Jahren verschiedene Aktionen ausgerichtet. So entwickelten zum Beispiel UNESCO-Schülerinnen und -Schüler mit Unterstützung der Mediathek Kamp-Lintfort eine Biparcours-Rallye über Färbergärten. Im Sommer 2022 wurde eine Mitmachaktion auf dem Gelände der ehemaligen Landesgartenschau organisiert – eine Aktion im Rahmen der auf das gesamte Ruhrgebiet ausgedehnten „Extraschicht“ als Veranstaltung zur Industriekultur.
Und weil die Stadt Kamp-Lintfort stolz auf die Auszeichnung der UNESCO-Schule ist, sind auch Frau Lydia Kiriakidou und Herr Peter Friedhoff vom Schulverwaltungsamt nach Krefeld gekommen, um den Schülerinnen und Schülern zu gratulieren.
Der Färbergarten als Vorzeigeprojekt
Nicht nur Färberpflanzen wachsen im Garten der UNESCO-Schule: Die fleißigen Gärtner konnten auch schon besonders leckere Erdbeeren naschen. Oder sie konnten eine Auswahl verschiedener Tomatensorten probieren – sogar auffallend schwarze Tomaten! Wieder andere Pflanzen zeichnen sich durch eine besondere Insektenfreundlichkeit aus. Um hier den Durchblick zu bewahren, nutzen die Schülerinnen und Schüler auch digitale Hilfsmittel. Die Auseinandersetzung zum Beispiel mit der Bestimmungsapp „Flora incognita“ schafft dann auch wieder eine Verknüpfung mit dem ganz normalen Biologieunterricht.
Neben der Vielfalt der Pflanzen stehen auch ihre fleißigen Bestäuber im Mittelpunkt des Gartens: die Bienen. So betreut das Gartenteam der UNESCO-Schule zusammen mit der Imkerei Bergmann (ehemals „Kamp-Lintfort summt“) ein Bienenvolk. Eine erste Honigernte hat bereits stattgefunden; deshalb gibt es erste Gläser eines UNESCO-Honigs. Welche Tätigkeiten fallen konkret beim Imkern an? Wofür setzt man einen „Smoker“ und andere spezielle Gräte ein? Das erklärte im Rahmen der Auszeichnungsfeier Luis Schmidt von der Färbergarten-AG.
Auch wichtig für eine zukünftig nachhaltige Bildung: Der Austausch in Netzwerken
Das Gartenteam tauscht sich auch regelmäßig mit anderen Einrichtungen über Themen wie Schulgarten-Arbeit, Natur- und Artenschutz aus, also zentralen Themen einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Biologie-Lehrerin Kirsten Matthes macht das auch im „Netzwerk Niederrhein“. Zu diesem gehört auch der Zoo Krefeld und der Nabu-Naturschutzhof Nettetal. Ziel ist es dabei, nicht nur lokal nachhaltig und zukunftsorientiert zu handeln, sondern auch die globalen Verknüpfungen zu berücksichtigen. Aus diesem Grund besuchten öfters verschiedene Gruppen der UNESCO-Schule Workshops und eine Schülerakademie im Zoo Krefeld. Und es ist einer der Gründe, weshalb die Schule regelmäßig Projekttage zum globalen Lernen gestaltet.