Wie schön war es Ende Februar April, Anfang März in der Garten-AG der UNESCO-Schule: Höchstens ein leerer Akku konnte die Kinder stoppen. Das Wetter roch allmählich nach Frühlingsbeginn, munter schraubten alle zusammen mit dem Akkudreher an den zwei neuen Hochbeeten aus Holz. Jeder durfte mal den Elektroschrauber ausprobieren, bis eben der Akku irgendwann doch leer war. In der folgenden Woche ging es dann weiter. Für die fertigen Hochbeete sammelten einige Mädchen im Wäldchen hinter der Turnhalle eine Menge Äste und Zweige. Diese warfen sie dann als unterste Schicht in die Holzkonstruktion der beiden Hochbeete. Die Kinder trugen anschließend Laub zusammen, welches dann die nächste Schicht bildete. Schließlich musste noch eine Schicht Blumenerde Torf oben aufgefüllt werden, bevor die Bepflanzung starten konnte.
Die Jungen schaufelten ein großes Loch für einen Teich. In dem Erdloch wurde Teichfolie ausgelegt, der Rand mit Ziegelsteinen befestigt. Den Erdaushub häuften sie zu einem kleinen Hügel auf, als Basis für eine Kräuterspirale. Mühsam gruben einige Jungen und Mädchen den Boden vor der Färberhütte für ein Beet um.
Freitag, der 13te: Corona-Krise
Und dann kam der Freitag, der 13. März 2020: eilige Schulschließung wegen Corona-Pandemie. In vielen Klassenräumen sind zwei Monate später immer noch Anschriebe von Mitte März 2020 an der Tafel zu lesen.
Überall Stillstand? In der ganzen Schule? Nein! Seit Mitte März ist Kunstlehrerin Ulrike Spikker fast täglich im kleinen Gartenparadies der UNESCO-Schule weiter aktiv. Sie hat Woche für Woche und Stück für Stück ein zentrales Beet bepflanzt und Steinumrandungen gesetzt. Vom vielen Graben, Bücken und Wässern hat sie manchmal sogar Rückenschmerzen bekommen.
Physiklehrerin Petra Breuker hat in ihrer Freizeit oft beherzt geholfen und immer mal wieder neue Sommerblumen und anderes Material gespendet. Auch beim Wässern und Einpflanzen hat sie Hand angelegt. Von einem Profigärtner wurde an den Seiten des Gartens eine Hainbuchenhecke gepflanzt. Die Garten-AG bedankt sich dafür herzlich beim Förderverein der Schule!
Damit war die Erledigungsliste für den Färbergarten längst noch nicht abgearbeitet: Eine bienenfreundliche Wildblumenwiese sollte an der Ecke zur Glück Auf-Halle 1 gesät werden, so der Plan. Doch der Boden war viel zu hart: Kunstlehrer Jörg Grütjen mühte sich beim Umgraben zwar tapfer, aber die Fläche war zu groß und mit der Schaufel nicht zu bewältigen. Und damit eine Wiese wachsen kann, muss eine flächendeckende Bewässerung sichergestellt sein. Das wurde zu einem weiteren Problem.
Trockenzeit im Färbergarten
Denn der Wasseranschluss funktionierte nicht. Die Hausmeister mühten sich, doch die Wasserleitung in der Sporthalle war nicht dicht, durfte deshalb nicht angeschlossen werden. Eine Trockenphase begann sich über Ostern in die Länge zu ziehen, aber der Anschluss für die Wasserversorgung haperte immer noch.
Doch Sabine Kliemann von der Schulleitung griff wie so oft helfend und beherzt zum Telefon: Irgendwann nach Ostern haben fleißige Hände vom Grünflächenamt Kamp-Lintfort mit professionellen Maschinen das Gelände an der Turnhallen-Ecke umgegraben und feingeharkt. Die Wildblumenwiese wurde eingesät. Schließlich konnten die technischen Probleme mit dem Wasseranschluss bewältigt werden; außerdem wurden 30 Meter Gartenschlauch und ein Rasensprenger geliefert: Da fing es auf einmal nach langer Zeit wieder an zu regnen … Aber mit Wasseranschluss ist die Garten-AG nun für die nächste Trockenphase deutlich besser gewappnet!
Gelbe Kanne, blaue Radkappe, Hut in Orange
Ulrike Spikker hat inzwischen die Färberbeete farblich markiert: Ein gelbe Wasserkanne und ein orangefarbener Hut signalisieren, dass es hier fröhlich-gelb und intensiv-orange blühen wird. Eine blaue Radkappe zeigt an, dass hier Blumen mit vorrangig tiefblauer Blüte gepflanzt wurden. Jetzt fehlt nur noch ein Kunststoff-Weihnachtsmann oder ein Spielzeug-Feuerwehrauto, um den rot blühenden Bereich zu markieren.
Der Gartenzaun wurde mit Kaninchendraht verstärkt, um hungrigen Nagetieren den Zugang zum Fressparadies Schulgarten zu versperren. Ein Weg wurde mit Rindenmulch durch den Garten angelegt, der im Sommer zum Barfußgehen anregen wird. Zwei Regenwassertonnen sind an die Dachrinne der Färberhütte angeschlossen worden.
Warum in der Ferne bestellen, wenn Gutes so nahe liegt?
Biologielehrerin Kirsten Matthes möchte im Färbergarten die Artenkenntnis der Schüler fördern und hat zu diesem Zweck unter anderem einige Pflanzkübel systematisch aufgestellt. In diesen finden historische Färberpflanzen, wie Färberwaid oder Färberknöterich ihren Platz. Dazu hat sie lange im Internet recherchiert und sich intensiv über die speziellen Pflanzen informiert. Dann hat sie Saatgut und Pflanzen gekauft und hierbei kleine Entdeckungen gemacht: Sie hat etwa herausbekommen, dass man sich aus der Nähe von Hamburg per Paketpost speziell historische Färberpflanzen besonders gut schicken lassen kann.
Aber warum in der Ferne bestellen, wenn Gutes so nahe liegt? Die Staudengärtnerei Förster zwischen Kamp-Lintfort und Rheurdt (Rheurdter Straße 501) gilt in Fachkreisen als Geheimtipp: Gärtnermeister Helge Förster hat etwa viel Erfahrung mit exotischen Pflanzen. Zum Beispiel unterstützte Herr Förster wiederholt den Duisburger Zoo mit seinem Fachwissen. Aus Überzeugung betreibt er keine Großgärtnerei mit Baumarkt-Flair, sondern ein kleines Idyll. In seiner Gärtnerei kann man nicht nur kultig seltene Kräuter und alte Tomatensorten kaufen. Wenn man freundlich fragt, zeigt der Chef seinen Kunden eine kleine Sammlung liebevollst restaurierter Mopeds aus den 1960er und 1970er Jahren; Motto: Echte Männer fahren Motorrad, aber harte Männer fahren Kreidler!
Kirsten Matthes kaufte bei Herrn Förster unter anderem marokkanische Minze, Rosmarin, römische Kamille, Curry-Kraut, Waldmeister, Indianernessel, Johanniskraut, Salbei, Schafgabe, Efeu und ein Lorbeerbäumchen.
Nun werden im Färbergarten verschiedene Pflanzen mit QR-Code-Karten markiert. Mit dem Smartphone lassen sich dann nicht nur Informationen über die botanischen Pflanzenmerkmale abrufen, sondern auch einige überraschende Facts. So erfahren die Gartenbesucher, was sich hinter dem Begriff „Blaumachen“ und dem „blauen Wunder“ verbirgt. Das Entwickeln weiterer Karten ist allerdings ein Projekt der Garten-AG-Kinder, wenn diese in naher Zukunft wieder zur Schule kommen können.
Blick nach vorn: „offene Gärten Kamp-Lintfort“
Die Corona-Krise hat nicht nur die Aktivitäten der Garten-AG der UNESCO-Schule durcheinandergewirbelt, sondern auch die Landesgartenschau in Kamp-Lintfort: Der Färbergärten der UNESCO-Schule ist Teil des Netzwerk-Projektes „Sevengardens“ im Rahmen der Gartenschau. Ein Flyer, der die einzelnen Projekte für Gartenschau-Besucher auflistet, wird wahrscheinlich erst Anfang des Sommers gedruckt und verteilt werden können. Auch die Veranstaltung „offene Gärten Kamp-Lintfort“, bei der die Garten-AG sich präsentieren wird, ist von Juni auf den 19. und 20. September 2020 verschoben worden.